„Fake oder: War doch nur Spaß“

Das Dilemma des medialen Zeitalters als mobiles Theater an der Realschule Bad Schönborn

 

Nicht nur nah am Leben, sondern nah an der Lebenswelt der Jugend – auf diese Art setzt sich das Berliner Ensemble Radiks mit den Themen Cybermobbing und Datenmissbrauch im Internet auseinander. 

Am vergangenen Donnerstag besuchte nun dieses mobile Theater die Realschule Bad Schönborn, um ihr Stück "Fake oder War doch nur Spaß" von Karl Koch aufzuführen. Das 60-minütige Stück wurde von einer Schauspielerin und einem Schauspieler präsentiert. Die Veranstaltung, die der Schulsozialarbeiter Stefan Lautenschläger für die Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Klassen organisierte, fand im Saal der Freien evangelischen Gemeinde Bad Schönborn statt. 

Es geht in diesem Stück um Illusion, virtuell geschaffene Wirklichkeiten, Datenmissbrauch, Scheinfreundschaften und die mitunter zerstörerische Macht der neuen Medien. Die beiden Schauspieler schlüpfen in viele verschiedene Rollen – und jede einzelne kauft ihnen der Zuschauer ab: Es ist die Geschichte von Lea, einer 17-Jährigen, die davon träumt, Sängerin zu werden. Als sie in einer Casting-Agentur aufgenommen wird, beginnen ihre Mitschüler, neidisch zu werden, was zu ersten Sticheleien und Ausgrenzungen in der Schule führt, die sich dann auf Social Media ausweiten. Lea versucht verzweifelt, sich gegen die Lügen und Kommentare zu wehren, aber die Situation eskaliert weiter, bis sie sogar Selbstmordgedanken hat. Erst als ihr Vater die Polizei einschaltet, nimmt die Situation eine Wendung.

Dank ausdrucksstarker Mimik durchleidet man Leas Seelenzustände mit, von Freude und Euphorie bis zur totalen Verzweiflung. In Gestik, Gebaren und Wortwahl wird auch ein 18-jähriger Draufgänger und Verführer, der die Welt als seine Spielwiese und Menschen als Spielzeug betrachtet, dargestellt.

Die Schauspieler verzichten bei ihrer Aufführung auf den erhobenen Zeigefinger. Sie wollen die Jugendlichen nachdenklich stimmen und ihnen ermöglichen, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen und eine eigene Position zu entwickeln. Geschickt unterbrechen dabei die Akteure des Ensembles die Geschichte immer wieder durch Kommentare und schaffen damit eine Distanz zu dem Erzählten, die es den Realschülerinnen und Realschülern ermöglicht, die Geschehnisse zu reflektieren und zu erfassen.

„Der lang anhaltende und kräftige Applaus und das Interesse der Schülerinnen und Schüler in der anschließenden Diskussion bestätigten, dass mit der Aufführung ein wichtiger Schritt für einen bewussteren Umgang mit der uns immer wieder konfrontierenden Problematik des Cybermobbings gegangen wurde“, zieht der Schulsozialarbeiter der RSBS, Herr Lautenschläger, als Fazit.